Geschichte der Gärtnerei Hohenselchow

 

 

 

 

 

Vor Gründung der LPG gab es in Hohenselchow zwei Gärtner. Gärtner Röder war früher in Anstellung des Gutes und wirtschaftete, bevor er in Rente ging, noch einige Jahre selbstständig. Gärtner Hans Abraham hatte ein kleines Gewächshaus hinter dem Koppelpfuhl. Mit Eintritt in die LPG 1958 übernahm er die Leitung der genossenschaftlichen Gärtnerei.

So wurde im Jahre 1958 mit den Ausschachtungsarbeiten für die Fundamente begonnen. 1959 waren dann der Binder (Mitteltrakt des Gewächshauses) und der rechte Flügel der Gärtnerei fertiggestellt. Unter dem Binder befand sich ein Keller mit Heizungs-Kesseln. 1960 wurden vor der Gärtnerei und an der Koppel sogenannte Kutschen (Frühbeete) angelegt, die zur Anzucht von Sämlingen, wie z. B. Tabakpflanzen, dienten. Im selben Jahr, am 1. Juni, wurden außerdem die Heizungsrohre für die Gewächshäuser geholt und anschließend eingebaut.

Zur Bewässerung der gesamten Gärtnerei und der Kutschen setzte man an der Koppel einen Brunnen, über dem man Wasser aus der Koppel entnahm.

Weil man keine trockenen Lagerungsmöglichkeiten für die Briketts hatte, wurde im darauffolgenden Jahr (1961) ein Schuppen hinter dem Gewächshaus gebaut, in dem auch Handwerkszeug, Blumentöpfe und andere Betriebsmittel gelagert wurden. Im Jahr 1963 wurde schließlich der linke Trakt des Gewächshauses errichtet. Das Fundament wurde durch Maurer der LPG fertiggestellt. Die Gerüstkonstruktion und das Verglasen erledigte ein Sachse. Die vielen Glasscheiben wurden per Zug nach Casekow geliefert und mussten von den Gärtnerei-Mitarbeitern abgeholt werden.

In den Gewächshäusern züchtete man verschiedene Sorten Blumen, Gurken, Tomaten, Zichorie, Radieschen und Petersilie. Es gehörten außerdem 85 ha Ackerland zum Gärtnereibetrieb, auf dem vor allem Spinat, Lauchzwiebeln, Gurken, Bohnen, Kohl und Buschtomaten angebaut wurden. Es wurden Blumensträuße gebunden, die man wie die übrigen Produkte auf dem Schwedter Markt verkaufte. Die Produkte wurden jedoch nicht nur regional vermarktet, sondern bis nach Leipzig und Rostock geliefert. Im Weiteren wurden zu Totensonntag Schmuckkränze gefertigt.

Bis zur Auflösung der LPG nach der politischen Wende waren zwischen 30 und 40 Arbeitskräfte im Betrieb beschäftigt. Hinzu kamen Lehrlinge, Schüler, die ihren PA-Unterricht (Polytechnische Arbeit) dort absolvierten, sowie polnische Gastarbeiter. Mit Auflösung der LPG wurden alle Mitarbeiter zum 31.12.1991 gekündigt. Danach gab es noch einige Jahre einen Blumenladen auf dem Grundstück. Im Sommer 1998 wurde die Gärtnerei von der Agrar-Union abgerissen. Das Grundstück verwilderte, wurde zur Müllhalde und die verbliebenen Gebäude verfielen. Im Jahr 2008 kaufte Reiko Pieper das Gelände. Seither wird es von der Theatergruppe Senfkorn als Spielstätte genutzt.